Spitäler in der Reichsstadt Memmingen

Memmingen – In unserer Serie „Memminger Geschichte“ rückt Stadtarchivar Christoph Engelhard für diese Ausgabe Memmingens Spitäler in den Blickpunkt.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts ging das Memminger Spital in die Obhut des Heilig-Geist-Ordens (in Memmingen Kreuzherren genannt) über. Durch einige Stiftungen gelang das Spital zunächst zu großer Blüte. Um einen finanziellen Ruin der Spitalverwaltung zu verhindern – wie es hieß – gelang es 1365/67 der Reichsstadt, den Orden aus den weltlichen Angelegenheiten zu verdrängen. Der Kloster- und Spitalkomplex wurde in ein Unterhospital (Spital) mit der Dürftigenstube im Erdgeschoss und in ein Oberhospital (Kloster) mit der Spitalkirche, den oberen Geschossen des Kloster- und Konventbaues sowie allen bis dahin erworbenen Kirchenrechten geteilt. Bis zur Reformationszeit blieb das Kloster für Arme, Kranke, Pfründner, Waisen und Geisteskranke sowie für die Gläubigen in der Stadt von prägender Bedeutung. Belege dieser Seelsorge sind die spätgotischen Wandmalereien in der Frauenkirche, die dem Kreuzherrenkloster inkorporiert war.

Ausschnitt aus einem Memminger Stadtplan von 1820

Als man im Mittelalter noch keine sichere Getreideverarbeitung kannte, litten Frauen und Männer schwer am „Heiligen Feuer“, einem Mutterkornbrand und seinen Symptomen (Verengung der Blutgefäße, Fäulnis in den Gliedern, halluzinogene Bewusstseinszustände). Ohne die eigentliche Ursache zu kennen, wandten sich die Kranken an den Heiligen Antonius (gest. 365), den Patron des Antoniter im südfranzösischen Saint-Antoine. Im Memminger Antoniter-Spital am Kirchplatz zu Sankt Martin wurden zwischen sieben und 20 Personen versorgt. Die Kranken brachten ihr Vermögen oder Anteile an möglichen Erbfällen mit ins Spital. Im Gegenzug erhielten sie eine lebenslange Behandlung (etwa mit gefäßerweiternden Heilkräutern). Das vierflügelige Antonierhaus ist ein Werk des bedeutenden Präzeptors Petrus Mitte de Caprariis (gest. 1479). 

Spitalhof in einem Stadtmodell von 1830

Ausführliche Informationen zur Spitalgeschichte findet man im Band 1 der Memminger Forschungen „Das Spital der Reichsstadt Memmingen“ (von Johannes Lambacher, Kontakt und Bestellung: 08331 850143 oder info@hv-memmingen.de). Beim Antonitermuseum sind das einschlägige Arbeitsheft des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege sowie die Zeitschrift „Antoniter-Forum“ zum Wirken der Antoniter in Europa erhältlich (Kontakt: 08331 850245 oder antonitermuseum@memmingen.de).