Dr. Johannes Bauer mit Ehrentitel „Altoberbürgermeister“ ausgezeichnet

Entscheidende Weichen für die Entwicklung Memmingens gestellt

Von 1968 bis 1980 war Dr. Johannes Bauer Oberbürgermeister der Stadt Memmingen. Nach zwei erfolgreichen Amtsperioden trat der damals 42-Jährige nicht mehr zur Wahl an und richtete sich beruflich neu aus. „Altoberbürgermeister Dr. Johannes Bauer hat sich intensiv für Memmingen eingesetzt. Er hat viele wichtige Dinge auf den Weg gebracht hat, die heute die Stadt prägen. Er hat Themen intelligent, mutig und immer auch mit einem breiten Kreuz vorangebracht und war parteiübergreifend respektiert“, würdigte Oberbürgermeister Jan Rothenbacher den Geehrten und zeichnete Dr. Johannes Bauer bei einer Feierstunde im Rathaus mit dem Ehrentitel „Altoberbürgermeister“ aus.
Wie kommt es, dass diese Ehrung nicht schon 1980 erfolgte? „Mit Anfang 40 ist man halt noch nicht alt“, beantwortete Oberbürgermeister Jan Rothenbacher die naheliegende Frage. Der Anstoß zur nachgeholten Verleihung der Ehrenbezeichnung sei von der Kommission zur Erinnerungskultur Straßenbenennungen und Ehrenbürgerwürden gekommen. Der Stadtrat hatte im vergangenen Dezember die Verleihung des Ehrentitels dann einstimmig beschlossen.

„In der Amtszeit von Dr. Johannes Bauer wurden entscheidende Weichen für die zukünftige Entwicklung der Stadt gestellt“, betonte Oberbürgermeister Rothenbacher.

  • 1971 konnte die Kreisfreiheit Memmingens bei der Gebietsreform sichergestellt werden
  • Erweiterung des Stadtgebiets mit den Eingemeindungen der heutigen Stadtteile in den 1970er Jahren
  • Wichtige Weichenstellung für die Zugehörigkeit zum grenzübergreifendem Regionalverband Donau-Iller bei der bayerischen Regionalplanung und damit Sicherung der Einstufung als Oberzentrum.
  • Erschließung der Industriegebiete Memmingen-Nord und Memmingen-Süd
  • 1974 Bau des Gruppenklärwerks in Heimertingen
  • 1974 Umbau des Theaters und Umbenennung
  • Autobahnzubringer wurden ausgebaut und der Mittlere Ring um die Innenstadt geschlossen.
  • Bau des Parkhauses Schwesterstraße Mitte der 1970er Jahre und Ausbau der Fußgängerzone
  • 1979 Umsiedlung der Bürger- und Engelbrauerei ins Industriegebiet-Nord; Planung und Baubeginn (1980) der Stadthalle mit Tiefgarage
  • 1975 wurde erstmals der Fassadenpreis der Stadt verliehen
  • 1976 Einweihung Berufsbildungszentrum (BBZ)
  • Einführung des städtischen Kulturfestivals Memminger Meile
  • 1980 Um- und Neubau des Altenheimes Bürgerstift

„Johannes Bauer hat immer einen Blick weit über den Tellerrand und kämpfte für soziale Demokratie auf christlichem Fundament – ununterbrochen“, betonte Ehrenbürger und Stadtrat a.D. Herbert Müller, langjähriger Weggefährte und Freund von Altoberbürgermeister Dr. Bauer. Herbert Müller rief manches prägende gemeinsame Erlebnis in Erinnerung und beschrieb Johannes Bauer als „erfrischend deutlich, offen, ehrlich und fair.“
Die Ehrung fast ein halbes Jahrhundert nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Oberbürgermeisters beschrieb Dr. Johannes Bauer als „fast surreal“. Die Ehrung sei für ihn nun etwas ganz Besonderes, er sei gerührt, demütig und dankbar, betonte der heute 87-jährige Altoberbürgermeister. „Oberbürgermeister zu sein, ist ja kein Job, und wer die Ehre hatte, zwölf Jahre dieser Stadt in dieser Funktion zu dienen, behält die Bindung und Liebe zu ihr ein Leben lang“, erklärte Dr. Bauer. „Deshalb war ich immer glücklich, wenn ich in den letzten Jahrzehnten immer wieder nach Memmingen kam und einige steinerne Zeugen meiner Arbeit sehen konnte. Zum Beispiel diesen schönen Sitzungssaal, wo sich bei meiner Ankunft in Memmingen noch die Haftzellen der Stadtpolizei befanden.“ Die vier Kinder von Dr. Johannes und Barbara Bauer seien in Memmingen aufgewachsen und hätten bis heute eine Verbindung mit der Stadt.
1968 hatten die Memminger Bürger „einen etwas Minderjährigen mit 31 zum OB gewählt“, rief Dr. Johannes Bauer in seiner humorvollen Ansprache in Erinnerung. „Das haben sie danach bis heute noch zweimal wiederholt. Offenbar denken sie, dass das funktioniert.“
In seinen zwölf Jahren in Memmingen habe er das Glück gehabt, dass die Bürgerschaft und der Stadtrat mit allen Fraktionen trotz großer Veränderungen in der Stadt das Gemeinsame, das Vorankommen der Stadt, ihre wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung im Blick gehabt hätten, betonte Dr. Bauer. „Das hat Vieles leichter gemacht.“ Aber auch dunklere Stunden habe es gegeben. „Ich könnte von der Zusammenführung der Memminger Krankenhausbetten im Stadtkrankenhaus erzählen, die notwendig war, um das Krankenhaus so zu entwickeln, wie es heute dasteht.“
Nach seiner Zeit in Memmingen erlebte Dr. Bauer eine abwechslungsreiche Karriere, die ihn nach Santiago de Chile und Shanghai, Kapstadt und London führte. Er war als Konzernvorstand der Schörghuber Unternehmensgruppe tätig. In den 1990er Jahren gründete er die „Stiftung Haus der Kunst“ in München, deren erster Geschäftsführer er war, um nur eines von zahlreichen Engagements zu nennen.

Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde im Rathaus von Annette Weber am Akkordeon.

 


Abb.: Oberbürgermeister Jan Rothenbacher überreicht Altoberbürgermeister Dr. Johannes Bauer die Urkunde zur Auszeichnung mit dem Ehrentitel. (Foto: Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen)